Wenn Familien Ehen arrangieren, nennen wir's rückständig.
Wenn ein TV-Sender es tut, nennen wir’s Unterhaltung.
Arrangierte Ehen – das klingt nach Mittelalter, nach patriarchalen Strukturen, nach Zwang und fehlender Selbstbestimmung.
Und doch sind sie in einigen Kulturen auch heute noch verbreitet.
Familie, soziale Stellung, Tradition und finanzielle Absicherung wiegen oft stärker als die freie Wahl mit Schmetterlingen im Bauch.
Im besten Fall steckt dahinter die Idee, dass Liebe wachsen kann.
Und dann kommt da eine TV-Sendung mit dem Titel "Hochzeit auf den ersten Blick" und will uns glauben machen, dass
Menschen, die sich zum ersten Mal direkt vor dem Traualtar begegnen, eine glückliche Ehe eingehen können.
Schliesslich wurden sie von einem Expertenteam medienwirksam psychologisch getestet, algorithmisch – oder sollte ich sagen: „algorhythmisch“ – geprüft und emotional live begleitet.
Ein TV-Sender hat es also geschafft, das Prinzip der arrangierten Ehe von der verstaubten Tradition in die moderne Primetime zu
katapultieren.
Und wir? Wir sitzen chipsmampfend vor dem TV und wünschen uns, dass aus den Fremden ein glückliches Paar wird.
Manchmal ist die Grenze zwischen Steinzeit und Sendezeit eben nur eine Werbepause entfernt.
Und du?
Bist du Team verstaubte Tradition oder Team modernes Experiment?

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