Ich wollte achtsam sein – mein Zeh leider nicht!
Ich verzweifle fast. Egal, wie ich meine Füsse bewege – einer dieser verflixten Zehen schmerzt höllisch. Kein eifriges Zurückschneiden des Nagels hilft, kein intensives Untersuchen mit der Lupe,
kein gutes Zureden.
Da bleibt nur der Gang zur Podologin.
Plaudernd entfernt sie Zeh für Zeh meinen dunkelgrünen Nagellack (bin ich dafür nicht langsam zu alt?), bis sie meinem Problemzeh gefährlich nahekommt.
Ich halte den Atem an, spanne den Bauch an (warum eigentlich?) und stöhne schon mal vorsorglich: "Uuhhh! Pass auf! Dieser Zeh tut grad tierisch weh!"
Sie schaut kurz, wischt mit ihrer Watte über den Nagel und schmunzelt: "Kein Wunder – der ist ja ganz blau!"
Da hab ich mir doch tatsächlich in meinem Trubel der letzten Tage den Zeh so kräftig gestossen, dass sich der Nagel ins Blaue verabschiedet hat – und ich hab’s nicht mal zur Kenntnis genommen. Keine Zeit gehabt für Mimimi.
Kurz darauf – ohne Brille natürlich, weil keine Zeit zum Suchen – zum Nagelclipser gegriffen, gedacht, ich hätt mich verklipst und darum jammert der Zeh weiter...
Und nun die pedikürte Offenbarung: einfach nur ein blauer Nagel.
Ich kann gar nicht damit aufhören – zwar immer noch etwas leidend, aber glücklich – meine Zehen genussvoll auf Teppich, Parkett und in den Schuhen zu bewegen. Mhhmmm. Tut das gut.
Weil, wenn man weiss, was es ist – und dass es bald wieder gut wird – tut’s gleich viel weniger weh.
Oder mit anderen Worten:
Achtsamkeit für Fortgeschrittene: Den Schmerz geniessen, bevor er weg ist.
Im Büchlein
99 Achtsamkeiten to go
Für alle, die schnell mal langsam machen wollen!
findest du übrigens den passenden Impuls dazu: Barfuss

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