Ritual mit Genuss!

 

Manchmal braucht es für die Liebe nur eine Küche, ein paar Lose und einiges an Humor für sämtliche kulinarischen Ausrutscher.

Es ist wieder so weit. Inmitten von Alltag, Terminen, Projekten und dem chronischen Was koch ich heute?-Dilemma haben Göttergatte und ich beschlossen: Jetzt ist Zeit. Zeit für unser Dinner for two“-Abend.

Ein Ritual, das in der Corona-Zeit entstanden ist, als Restaurants geschlossen waren und wir kurz davor standen, einander nur noch Tiefkühlpizza zu servieren – oder sie uns um die Ohren zu schlagen. Und zwar kommentarlos.

Ich liebe dieses Ritual! Und heute habe ich tatsächlich Losglück – was ungefähr so selten vorkommt wie ein sich selbst bügelnder Kleiderhaufen.

Losglück? Ja! Wir haben acht heilige Lose: 

  • Tisch decken & Getränke
  • Brot/Baguette
  • Apéro
  • Vorspeise 1
  • Vorspeise 2
  • Dessert 1
  • Hauptgang
  • Dessert 2

Wer beim letzten Mal den Hauptgang gezogen hat (und somit heroisch stundenlang geschnetzelt, geflucht und angerichtet hat), darf das Thema bestimmen.

Dieses Mal: Asiatisch. Kleine Randbemerkung: Ich durfte bestimmen. Vorletztes Mal auch, und vorvorletztes ebenfalls.

Und nun? Ich habe beide Vorspeisen und Desserts gezogen. Jackpot! Da muss kein Fleisch 'medium' gezaubert, kein Gemüse krampfhaft warm und auf den Punkt gegart auf den Teller wandern – und vor allem lassen sich Vorspeisen und Desserts hervorragend vorbereiten. Unter uns: Dessert 1, da sind wir uns sicher einig, kommt in Form eines Sorbets daher.

Dann geht’s los: ziehen, kichern, kommentieren, planen.
Einkaufen, Vorbereiten, Kochen, Anrichten – und ja, ich sag’s nochmals für alle Beteiligten (insbesondere den männlichen Part): die Küche nach jedem Gang wieder sauber machen, bitteschön! Natürlich zügig, sonst bricht das ganze Ritual in sich zusammen. Oder ich.

Ziel ist nicht nur, gemeinsam in der Küche zu hantieren und uns dabei gegenseitig – und kochlöffelschwingend – im Weg zu stehen wie zwei unkoordinierte Tintenfische, sondern auch, neue Rezepte auszuprobieren und so kleine Portionen zu servieren, dass wir nicht bereits nach dem Apéro halbkomaartig aufs Sofa sinken. Schliesslich will Dessert 2 auch genossen werden.

Wir hatten schon alles:

  • Zucchetti (eine Verzweiflungswahl angesichts des hemmungslos wucherwilligen Gemüses),
  • Italien (da waren wir so richtig in unserem Element – und ja, es ist etwas aus dem Ruder gelaufen),
  • Käse (ich sag nur: himmlisch; denn ohne Käse schmeckt eigentlich nichts),
  • Resteverwertung (archäologische Expedition in Kühlschrank, Tiefkühler und Vorratskammer – und ein gutes Gefühl bezüglich no food waste).

Heute also: Asiatisch.
Ich sabbere schon beim Gedanken an meine Pläne:

  • Kürbiscremesuppe mit Kokosmilch und herrlichem Crunch (ich weiss bloss noch nicht, was ich zum Crunchen bringen will),
  • eine herbstliche Frühlingsrolle mit Chutney zum Reinliegen – oder zum Zunge-Aufrollen, weil da noch diabolische Peperoncinis mit teuflischen Scovilles im Garten auf ihren Einsatz warten,
  • Mandarinensorbet zum Dahinschmelzen und vor-(oder nach)sorglich zur Abkühlung und Beruhigung der schärfegeschädigten Geschmacksnerven
  • und frittierte Bananen mit Honig, die jede Form von Selbstbeherrschung sprengen.

Göttergatte hält sich noch bedeckt.
Unser Running Gag: Falls wir beide dieselbe Idee haben, wird nicht geschummelt. Dann gibt’s halt zweimal Salat. Dafür aber doppelt so viel Fachsimpeln:

Hmm, lecker! Deine Sauce ist so viel sämiger!
Was zum Kuckuck für ein Gewürz ist da drin?!
Hast du den gewaschen oder bloss geduscht?!

Manchmal geht Liebe eben durch den Magen.

 

Im Büchlein
99 Paarfragen
für Frischverliebte, Ewigverheiratete und alle dazwischen!

findest du Fragen zu Tischgeflüster und Ritualen.

 

Vielleicht ist genau das das Geheimnis einer Beziehung: im richtigen Moment rituell zu geniessen und sich dabei nicht nur das Essen, sondern auch die Gespräche schmecken zu lassen.