Bevor der Winter übernimmt, wirble ich noch schnell durch das Chaos.
Der Winter pudert fleissig die Bergspitzen, das Laub raschelt sich in kleinen Haufen zusammen, Lichterketten zupfen ungeduldig an ihren Kabeln und die Kerzen stehen stramm, bereit für ihren grossen Auftritt. Es duftet nach Rückzug, Teekanne, Wollsocken und Geschichten, die bei knisterndem Kaminfeuer gelesen werden möchten.
Doch bevor ich mich in diese wohlige Stille fallen lassen kann, ruft der Garten. Und zwar nicht höflich, sondern energisch. Er will in den verdienten Winterschlaf geschickt werden.
Also stapfe ich los, bewaffnet mit Harke, Gartenschere und einem Blick, der zwischen all dem Verblühten nach letzten kleinen Gartenschätzen fahndet.
Die Sitzkissen wollen in Sicherheit gebracht werden, bevor sie endgültig nach November duften.
Die Liegestühle klappen mit einem Seufzer zusammen – endlich Pause.
Die Blumentöpfe flehen um ein trockenes, kältegeschütztes Plätzchen.
Und die Weckgläser wollen sortiert werden: links die Süssen, rechts die Scharfen und in der Mitte die Mal-sehen,-ob-das-was-wird-Experimente.
Während ich grabe, schleppe, schneide und mich frage, weshalb ich jemals dachte, ein grosser Garten sei eine gute Idee, passiert es: Die Übergangszeit zeigt ihren Zauber. Wie ein stilles Umblättern im Jahresbuch. Ein verdientes Innehalten. Ein leises „Jetzt wird’s ruhiger“.
Der Winter kommt nicht, um Arbeit zu machen. Er kommt, damit ich endlich langsam werde. Nur eben nicht grad jetzt schon …
Anregungen, wie du mitten im Herbststurm Atem holen kannst, findest du im Büchlein
99 Achtsamkeiten to go
Für alle, die schnell mal langsam machen wollen!
Das Büchlein eignet sich übrigens hervorragend als Weihnachtsgeschenk …
